Wir haben mit Alexandra Bothe, Rapszüchterin bei LG gesprochen und uns zum Status der Infektionen mit Cylindrosporium (Weißstängeligkeit) im Erntejahr 2024 informiert.
Alexandra Bothe: In diesem Jahren sehen wir vermehrt Cylindrosporium am Stängel. Vor allem im Großraum Peine und Umgebung. Cylindrosporium ist eine Pilzkrankheit, welche vor allem in den maritimen Klimaten auftritt. Im Gegensatz zu anderen Pilzinfektionen bevorzugt Cylindrosporium eine milde, humide Witterung im Herbst und Winter, gefolgt von einem kühlen, feuchten Frühjahr.
Alexandra Bothe: Die anhaltend feuchte Witterung im Herbst und Winter und die weiteren ergiebigen Niederschlagsereignisse im Frühjahr haben die Infektionsbedingungen in NRW und Niedersachsen begünstigt. Typische Befallssymptome an den Blättern (im Herbst und Spätherbst) waren jedoch nicht zu erkennen.
Im Spätherbst und dann insbesondere im Frühjahr sind weiße, konzentrische Flecken mit Konidien zu sehen. Diese Flecken treten häufig an den Blatträndern auf und führen u.a. zu Blattverformungen und Rissen. Charakteristisch ist das schneckenartige Einrollen der Blätter.
Alexandra Bothe: Ich habe in der Vergangenheit (vor allem 2016 in UK) gesehen, welche gravierenden Auswirkungen Cylindrosporium auf den Pflanzenbestand haben kann. Die Infektion im Herbst und Winter 2016/2017 führte zu einem massiven Cylindrosporium-Befall in UK. In der Folge mussten ganze Versuche abgebrochen werden, da die Infektion zum Absterben der Pflanzen führte. Damals wurde die Krankheit noch als englische Krankheit bezeichnet, da sie vor allem unter den feuchten Klimabedingungen in UK auftrat. Mit dem Klimawandel ist auch eine Ausbreitung dieser Krankheit nach Nord- und Nordwestdeutschland zu beobachten.
Alexandra Bothe: Aufgrund der Klimaentwicklung und der Prognosen für Deutschland ist davon auszugehen, dass die Winter in Zukunft feuchter und nasser werden. Damit steigt auch die Gefahr eines verstärkten Auftretens von Cylindrosporium..
Alexandra Bothe: In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass eine chemische Bekämpfung mit Triazolen im Herbst nicht erfolgreich ist. Der Zeitpunkt der Fungizidmaßnahme ist besonders wichtig. Sobald die ersten Symptome von Cylindrosporium sichtbar sind, muss im Prinzip gespritzt werden. ABER aus UK wissen wir, dass Fungizidmaßnahmen im Herbst und Frühjahr keinen nachhaltigen Erfolg bringen.
Daher ist die Sortenwahl und der Kauf von Cylindrosporium resistenten Sorten die beste Vorbeugung.
Der Lösungsansatz: Die Entwicklung von Cylindrosporium-resistenten Sorten mit einem hohen Ertragsniveau, so wie die LG Rapssorte ARCHIVAR.
ARCHIVAR vereint unter dem Siegel „Stängelgesund“ Resistenzen gegenüber Cylindrosporium, Verticillium und Phoma.
Ab Herbst treten an den Blättern (Ober- und Unterseite) runde, weißliche Flecken auf, die bei weiterem Krankheitsverlauf immer weiter zusammenfließen. Beim Zusammendrücken der Blätter ist ein Knacken zu hören.
Im Frühsommer treten auch an den Stängeln längliche (weiße) Flecken auf, die im weiteren Verlauf einen braunen Rand und Rindeneinrisse bilden. Die Ausbreitung bis in die Schoten führt zu Verfärbungen und Verformungen - die Schoten werden notreif.
Die Krankheit kann zu erheblichen Ertragseinbußen führen. Ausgehend von befallenem Rapsstroh gelangen die Pilzsporen (über Wind und Niederschlag) in den nächsten Rapsaufwuchs. Von den befallenen Pflanzen ausgehend breitet sich der Pilz im Bestand weiter aus. Feuchte und kühle Witterung in Herbst und Frühjahr begünstigen die Infektion.