Bei der Sortenwahl im Mais wird nicht nur über Reifezahl und Nutzung diskutiert. Immer häufiger wird auch nach den genetischen Sortentypen gefragt. Hier unterscheidet man grundsätzlich zwischen Zahnmais (Dent) und Hartmais (Flint).
Die Frage, welcher Sortentyp der bessere ist, lässt sich wie so oft nicht pauschal beantworten. Eine Gegenüberstellung beider Sortentypen soll im Folgenden zeigen, wo die Hauptunterschiede liegen und welcher Sortentyp in Abhängigkeit der Anforderungen bevorzugt werden sollte.
Ganz allgemein stellt man fest, dass in der Hybridzüchtung in unseren Breiten überwiegend mit Mischtypen, d.h. Hybriden aus Flint- und Dent-Material gearbeitet wird. So können Vorteile beider Sortentypen optimal kombiniert werden. Je später die Reifezahlen werden, umso häufiger findet man reine Dent-Dent-Zuchtprogramme. Die daraus stammenden Sorten sind in der Regel jedoch in Deutschland bis auf wenige Ausnahmen (in ihrer Reife) zu spät und haben wenig Anbaubedeutung.
Vereinfacht ausgedrückt bringen die Hartmais-Linien Frühreife und Robustheit mit, während die Zahnmais-Linien i.d.R. für den nötigen Ertrag sorgen. Allerdings lohnt es sich, die Dinge detailliert zu betrachten, denn eine Schwarz-Weiß-Betrachtung wird dem Vergleich nicht gerecht.
Für den Körnermais gilt: Hohe Erträge stehen im Fokus der Sortenwahl. Zusätzlich muss die Sorte wichtige agronomische Anforderungen erfüllen, zum Beispiel: Gesundheit, Standfestigkeit, Druschfähigkeit und Wassergehalt. Hier sehen wir in den Reifegruppen mittelspät und spät, dass reine Dent-Dent-Hybriden häufig im Vorteil sind. So späte Sorten können in Deutschland jedoch nur in den günstigsten Lagen angebaut werden, wie z.B. dem Rheintal, der Südpfalz oder dem Inntal. In diesen Regionen zeigt Dent-Mais häufig sowohl ertragliche Vorteile als auch ein besseres „dry-down“ im Korn. Darunter wird die Fähigkeit verstanden, nach Abschluss der Stärkeeinlagerung noch vorhandenes Wasser aus dem Kolben abzugeben.
Im Silomais gestaltet sich die Sachlage differenzierter, weil die Anforderungen je nach Nutzung (Milchvieh und/oder Biogas) und Standortbedingungen weit auseinander gehen. Letztlich geht es aber bei allen Ausrichtungen nicht allein um den Kolben, sondern auch um die sogenannte Restpflanze. Für die Fütterung ist von hoher Bedeutung, wie es um die Verdaulichkeit der Restpflanze bestellt ist. Hier gibt es große Unterschiede. Denn Energie kommt nicht nur aus der Stärke, sondern auch aus den Faserkohlenhydraten, d.h., der verdaulichen NDF. LG ist seit Jahren als der wesentliche Züchter mit den hoch-verdaulichen Sorten (LGAN) bekannt. Das betrifft zum einem Sorten mit höchsten Stärkegehalten, aber auch Sorten mit sehr hoher Restpflanzenverdaulichkeit bei gleichzeitig moderaten Stärkegehalten.
Es sieht so aus, dass frühere Sorten tendenziell eine höhere Verdaulichkeit mitbringen. Gibt es bei den frühen und mittelfrühen aktuell gar keine Sorte mit Verdaulichkeitsnote 3 (gering), so findet man bei den mittelspäten Sorten umgekehrt keine Sorte mehr, die mit der Note 7 (Verdaulichkeit hoch).
Von den 4 Sorten, die aktuell beim BSA mit der Note 7 (hoch) eingestuft sind, steckt bei 75 % Limagrain als Züchter dahinter.
Immer wieder werden Stimmen laut, die behaupten, dass Dent-Maissorten besser verdaut würden. Diese These bezieht sich auf die geringere Dichte der Stärke im Korn. Auch schlechter zerkleinerte Körner sollen besser verdaut werden, bzw. bei kurzer Silierdauer im Vorteil sein.
Aus Limagrain Sicht ist klar, dass dies eine Frage des Silomanagements und nicht der Genetik ist. Beim Häckseln des Maises muss streng darauf geachtet werden, dass alle Maiskörner sicher zerschlagen werden - durch die richtige Einstellung des Crackers! Wir warnen davor, ein Silo zu früh zu öffnen. Gerade die Silierdauer des ungeöffneten Silos hat einen maßgeblichen Einfluss auf dessen Lagerstabilität bei der späteren Entnahme.
Es gibt Meinungen, die behaupten, Silomais erreiche erst bei einem relativ späten TS-Gehalt (37-38 % TS) den optimalen Erntetermin. Grundsätzlich liegt der optimale Erntetermin bei einem TS-Gehalt zwischen 30-35%. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich der Maiskolben in der Teigreife und die Restpflanze ist noch nicht unnötig lignifiziert (verholzt). Ziel muss es immer sein, eine Maissilage mit möglichst hoher Energiedichte zu produzieren. Dies kann man erreichen
Grundsätzlich stehen sowohl im Silomaisanbau, als auch im Körnermaisanbau die Maissorten gemeinsam in offiziellen Prüfungen und müssen sich miteinander messen lassen. Neben den Erträgen (Korn-, GTM-, Energie- und Stärke-Ertrag) und den Gehalten (Energiedichte, Stärkegehalt und Verdaulichkeit) müssen die Sorten in die Reifegruppe passen, gesund sein und beerntbar bleiben. Nebenbei müssen sie in den kühlen und kalten Anbaugebieten robust in der Jugendentwicklung sein und eine sichere Abreife mitbringen. All das wird geprüft, veröffentlicht und nach mehrjähriger Prüfung von den jeweiligen Länderdienststellen analysiert und ausgewertet. Die am besten geeigneten Sorten bekommen dann eine Anbauempfehlung. Vielfach haben hier die oben genannten Mischtypen die Nase vorn.
Wir von LG sind der Überzeugung, dass in Mitteleuropa Kombinationen - sogenannte Flint-Dent-Kreuzungen - die Sorten der Wahl sind. Sie vereinen die Ertragsstärke der Dent-Genetik mit den guten agronomischen Eigenschaften der Flint-Genetik. So entstehen am Ende Sorten, die ertraglich, klimatisch, agronomisch und nutzungstechnisch am besten zu den landwirtschaftlichen Bedingungen in Deutschland passen. Ausgenommen sind kleinräumige Gunstlagen in Deutschland. Hier können reine Dent-Hybriden ihre ertraglichen Vorteile besser ausspielen.
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